Dauer

12.10.24, 13:30 - 21:30

Sprache

Deutsch, Englisch

Eintritt

Frei

Info

Anlässlich der sechs Jahrzehnte umfassenden Retrospektive widmet das Haus der Kunst dem transmedialen Lebenswerk von Rebecca Horn ein ganztägiges internationales Symposium. Die Werkschau zeigt neu digitalisiertes Filmmaterial der frühen Performances als ihr Herzstück. In diesen Filmen werden aktivierte Körperextensionen als Performances inszeniert, die nicht nur historisch bedeutende Experimente zu körperlichen Grenzen darstellen, sondern auch die sinnliche und motorische Erweiterung der Wahrnehmung ergründen und unmittelbar in brisante Diskurse der Gegenwart führen.

In Podiumsdiskussionen, Gesprächen und Filmvorführungen soll die Vielseitigkeit von Horns künstlerischem Wirken aus neuen Perspektiven erörtert werden. International renommierte Stimmen widmen sich den zusammenhängenden Themen der Verkörperung, Technologie, Tanz und Choreografie aus aktuellen posthumanen, performativen und kunsthistorischen Betrachtungsweisen.

Die Teilnahme am Symposium ist kostenlos. Es ist keine Anmeldung erforderlich.

Programm
12.10.24 | Terrassensaal und Auditorium
Sofern nicht anders angegeben, sind alle Beiträge in Englisch.

13.30 Uhr
Begrüßung
Andrea Lissoni, Künstlerischer Geschäftsführer, Haus der Kunst, München
Sir Nicholas Serota, Chairman of Moontower Foundation, Chair of Arts Council England, vormals Direktor der Tate Galleries, London

Einführung
Jana Baumann, Kuratorin, Haus der Kunst 

14.15 Uhr
Impulsbeiträge und Podiumsdiskussion I
Performativität der Körper. Kraft der Transformation
Hendrik Folkerts, Curator of International Contemporary Art and Head of Exhibitions, Moderna Museet, Stockholm
André Lepecki, Professor of Performance Studies, Tisch School of the Arts, New York University
Lanka Tattersall, Laurenz Foundation Curator, Department of Drawings and Prints, The Museum of Modern Art, New York 

Mit der dialogischen Koexistenz von Performer*innen und Publikum beginnt Rebecca Horn die vielfältigen Inszenierungen von Wahrnehmungsbeziehungen in ihrem Œuvre. Bereits das performative und filmische Frühwerk befragt, wie wir unsere Körper bewohnen und wie sie transformativ sein können. Hier entwickelt sich ein Leitmotiv des gesamten folgenden Werks der Künstlerin. Wie benutzt Horn die Symbolhaftigkeit von Bewegungen aus dem Tanz als Medium und Katalysator von choreografischen und szeneografischen Fiktionen? Auf welche Weise verschränken sich Körper- und Bewegungsbilder?

15.30 Uhr
Pause 

16 Uhr
Impulsbeiträge und Podiumsdiskussion II
Hybride Wesen. Von Cyborgs und Körperkonzepten
Jack Halberstam, Direktor des Institute for Research on Women, Gender and Sexuality; David Feinson Professor of the Humanities, Columbia University, New York
Charlotte Matter, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Neuzeit, Universität Zürich, und Gründungsmitglied des Forschungsprojekts Rethinking Art History through Disability
Amanda Cachia, Assistant Professor und Assistant Director of the Masters of Arts in the Arts Leadership Graduate Program, Kathrine G. McGovern College of the Arts at the University of Houston
Sarah Sigmund, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungszentrum für Technoästhetik, Akademie der Bildenden Künste München

Im Kontext posthumanistischer Diskurse und des Wissens um systemische Netzwerke ist Horns Werk von hoher Brisanz. Sie unterzieht Mensch und Maschine einer Gleichsetzung, weshalb sie als Elemente politischer Technologie lesbar sind. Horn macht Körper erfahrbar als zu beherrschendes, diszipliniertes und leistungsstarkes Material. Zugleich reagiert sie auf eine strukturelle Ausgrenzung von Körpern. Horn lässt die Durchlässigkeit von physischer Grenzen sichtbar werden und verweist auf die Bedrohung individueller Körper. Wie sind ihre Experimente mit Prothesen, Hautkleidern und Apparaten in einem biotechnischen Zeitalter zu lesen und verstehen?

HDK Rebecca Horn Ausstellungsansichten Markus Tretter VG Bild Kunst Bonn 2024 10

17.15 Uhr
Pause 

17.30 Uhr
Impulsbeiträge und Podiumsdiskussion III
Choreografien der Wahrnehmung. Kosmische Netzwerke
Jana Baumann, Kuratorin, Haus der Kunst
Marta Dziewańska, Kuratorin, KANAL, Brüssel
Jessica Ekomane, Computermusikerin und Klangkünstlerin, Lehrbeauftragte für Sound Studies and Sonic Arts an der Universität der Künste Berlin

Wahrnehmungs- und Handlungsweisen scheinen sich in Horns Werk mit gegenwärtigen Technologien metaphorisch zu verflechten. Diese potenziellen Verbindungen zwischen Lebewesen und Maschinen fördern das Bewusstsein für Multilinearität und Netzwerke. Mit Beginn der 1990er-Jahre erweitert sich das Werk Rebecca Horns zu raumgreifenden Installationen. Das Publikum erlebt Räume von Licht, Klang und Rhythmus. Ihre Arbeiten befragen die Natur unserer Körper und ein Verständnis für ihre kollektive Organisation. Wie ist die Ansprache der Betrachter*innen und ihrer Wahrnehmung einkalkuliert und wie entsteht der hypnotische, spirituelle oder psychologische Charakter?

18.30 – 19 Uhr
Abschlussdiskussion

19.15 Uhr
Performace von Jessika Ekomane
Jessica Ekomane schafft Situationen, in denen der Klang als transformatives Element für den Raum und das Publikum wirkt. Ihre quadrophonen Performances, die sich durch ihre physische Wirkung auszeichnen, suchen eine kathartische Wirkung durch das Zusammenspiel von Psychoakustik, der Wahrnehmung von rhythmischen Strukturen und dem Austausch von Geräusch und Melodie. Ihre sich ständig verändernden und immersiven Klanglandschaften basieren auf Fragen wie dem Verhältnis zwischen individueller Wahrnehmung und kollektiver Dynamik oder der Untersuchung von Hörerwartungen und deren gesellschaftlichen Wurzeln.

20 Uhr
Filmvorführung Buster’s Bedroom
Einführung & Gespräch, in deutscher Sprache
Jana Baumann, Kuratorin, Haus der Kunst München
Sandra Beate Reimann, Kuratorin, Museum Tinguely, Basel
Doris von Drathen, Professorin für Kunstgeschichte, École Spéciale d’Architecture, Paris

Horn nutzt Dramaturgie als Brücke zwischen Kunstschaffenden und Zuschauenden. Sie lässt Geschehen für das Publikum erlebbar werden. So entstehen in ihren Spielfilmen durch die darstellenden Wesen – seien dies Objekte, Menschen oder Tiere – virtuos unterschiedlichste Wahrnehmungsebenen. Ihr letzter Spielfilm, Buster’s Bedroom (1990), ist in einer Psychiatrie namens „Nirvana House“ in Kalifornien angesiedelt. Über die fiktiven Patient*innen vermittelt Horn komplexes Empfinden und vielschichtige Wahrnehmungsbeziehungen. Im Gespräch wird es um die Frage gehen, wie Horn die Kraft der Fantasie zelebriert und welche inspirativen Lichtgestalten ihr Werk geprägt haben.

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Buster’s Bedroom (1990), 104 min., in englischer Sprache
Der Film Buster’s Bedroom spielt in einem ehemaligen kalifornischen Sanatorium, wo sich seinerzeit auch der berühmte Stummfilmstar Buster Keaton aufhielt. Der Plot folgt einer jungen Frau namens Micha, die sich auf der Suche nach dem Geist von Buster Keaton befindet. Sie trifft in der Anstalt auf deren eigenwillige Bewohner*innen, darunter ein exzentrischer Arzt, verkörpert von Donald Sutherland. Der Film ist eine Erkundung von Besessenheit, Erinnerung und dem verblassenden Glamour der Stummfilmzeit.

Wir danken den Teilnehmer*innen und allen, die an der Organisation des Symposiums beteiligt waren.

Kuratiert von Jana Baumann

Die Ausstellung und das Symposium werden gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

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