Über die Edition
In Bildsprache und Materialität des britisch-kenianischen Malers Michael Armitage (geb. 1984 in Nairobi, Kenia) überlagern sich Elemente der ostafrikanischen Moderne mit europäischer Kunst- und Ideengeschichte, während sich seine Sujets oftmals an aktuellen, gesellschaftspolitischen Themen Kenias entzünden.
Die in der Ausstellung „Paradise Edict“ versammelten Gemälde verweisen auf universelle Aspekte des Menschseins: Gewalt, Liebe, Sexualität, Religion ebenso wie bildmächtige Mythologien und Traumzustände. Die Vorstudien zu seinen großformatigen Ölgemälden, meist Aquarelle und Tusche auf Papier, die er meist in seiner Heimat Kenia anfertigt, zeigen wie intensiv sich der Künstler mit der Darstellung von Gesten und Mimik auseinandersetzt.
Die Arbeit Protestor [Demonstrant] (2020) gehört einer über zwei Jahre hinweg entstandenen Serie an Gemälden und Arbeiten auf Papier an, in denen sich der Künstler mit den umstrittenen kenianischen Parlamentswahlen von 2017 und den damit einhergehenden Unruhen beschäftigt. Michael Armitage nahm damals an einer Massenkundgebung der größten Oppositionspartei des Landes Teil, auf der verführerische Wahlversprechen gemacht und der Weg in eine bessere Zukunft propagiert wurde. Die Bewegungen, an denen sich das Streben der jüngeren Generation nach Demokratie und Transparenz ebenso ablesen lässt wie der sich daran entzündende Generationenkonflikt, überführte Armitage in dramatische, teilweise grotesk-karnevaleske Szenen, die stets zwischen Realem und Imaginativen oszillieren. Die Werkserie, die zu einem großen Teil erstmals auf der Biennale von Venedig 2019 gezeigt wurde, weist weit über die konkreten politischen Ereignisse hinaus, und konfrontiert uns mit psychologischen Ausnahmezuständen angesichts von kollektiven Kräften.