"Je déteste le décor (Ich hasse Dekor)." (Herman Daled)

Die Brüsseler Sammler Herman und Nicole Daled (geb. 1930/31) haben sich stets geweigert, Kunstwerke als Dekor aufzufassen, d.h. sie als schmückendes Beiwerk zu instrumentalisieren. Sie näherten sich der Kunst in einer fundamental anderen Weise: Grundlage ihrer Aktivitäten war die persönliche Beziehung und der Diskurs mit den Künstlern. Ganz im Sinne der Konzeptkunst, die den intellektuellen Gehalt eines Werks über seine materielle Ausführung stellt, verstanden sich Herman und Nicole Daled weniger als Sammler, denn als Kommunikatoren und Produzenten: Sie boten Künstlern die Möglichkeit, ihre Arbeit auch jenseits der gängigen Mechanismen des Marktes zu verwirklichen. Sie unterstützten Projekte, verlegten Publikationen oder zahlten den Künstlern ein Gehalt.

Die wichtigste Bezugsperson von Herman und Nicole Daled war Marcel Broodthaers; er ist mit ca. 70 Werken in der Sammlung vertreten. Die Begegnung mit ihm führte zum ersten, für die weitere Entwicklung der Sammlung ausschlaggebenden Ankauf: "Robe de Maria" (1966). Die wachsende Freundschaft mit dem charismatischen Broodthaers öffnete dem Sammlerpaar den Zugang zum inneren Zirkel der Kunstszene dieser Epoche. So förderten Herman und Nicole Daled die in den 1960er Jahren noch weitgehend unbekannten Künstler Daniel Buren, Hanne Darboven, Gilbert & George, Dan Graham, Hans Haacke, Sol Lewitt, Bruce Nauman, Dennis Oppenheim, Robert Ryman, Lawrence Weiner u.v.a. Sie alle nahmen 1972 an der legendären documenta 5 von Harald Szeemann teil, die der Konzeptkunst erstmals eine breite Plattform bot.

In ihrer Radikalität standen Herman und Nicole Daled den zeitgleich arbeitenden Künstlern in nichts nach. Zu ihren Grundsätzen gehörte, ausschließlich Werke von lebenden Künstlern und auch diese nur auf dem primären Markt zu kaufen, d.h. von den Künstlern selbst oder von ihren Galerien – und sie auch nicht wieder zu verkaufen.
Von der intensiven Auseinandersetzung des Sammlerpaars mit der Konzeptkunst, einer der wichtigsten Strömungen der jüngeren Kunstgeschichte, zeugen aber nicht nur die gesammelten Kunstwerke, sondern auch die akribisch archivierten Dokumente, in denen eine Fülle von Aktionen und Ereignissen festgehalten sind. Sie veranschaulichen die Genese und Entwicklung einer der weltweit bedeutendsten Sammlungen zur Konzeptkunst. Die Ausstellung "Weniger ist mehr" legt den Schwerpunkt auf die Jahre von 1966 bis 1978 – der produktivsten Phase in der Sammlungstätigkeit von Herman und Nicole Daled – und zeichnet ein lebendiges Bild der progressiven, internationalen Kunstszene dieser Zeit.