Recuerdos II ist eine neue Klanginstallation des Künstlers Jim C. Nedd, die vom Haus der Kunst für den Terrassensaal in Auftrag gegeben wurde, und vom 27.4.—29.10.24 dort installiert ist.
Jim C. Nedd ist Fotograf, Künstler und Musiker mit Wurzeln in Kolumbien und Italien. In seinem Werk Recuerdos II erkundet er die kraftvolle Verbindung zwischen Klang und Erinnerung. Das Sound-Werk ergänzt sein erstes Buchprojekt Remembering Songs, indem es ein akustisches „Nachbild“ seiner fotografischen Arbeit schafft: ein klangvolles Environment aus Feldaufnahmen und auf der Straße eingefangenen Musikschnipseln, die er mit Hilfe des Tontechnikers Pablo Martinez aufgenommen hat.
Recuerdos II schafft ein Environment innerhalb des Raums, eine erweiterte Realität, die den Terrassensaal einnimmt. Dabei verschmelzen Musikausschnitte, die Geräuschkulisse belebter Straßen und Menschenmengen, sowie Textpassagen, die der Künstler selbst rezitiert. Sie stammen aus dem Buch My Bones and My Flute des guyanischen Schriftstellers Edgar Mittelholzer. Nedd reinterpretiert den Text in einem karibischen Dialekt, den er als Alltagssprache schätzt. Die Passagen beschreiben eine alltägliche Szene, eine urbane Landschaft mit Bäumen, die von einem endlosen Verkehrsstrom verschlungen werden. Die Bäume werden alt, sterben und verwesen, während die Autos zu rosten und zu verrotten scheinen.
In seiner Fotografie schöpft Nedd aus den lokalen Mythologien der karibischen Küste Kolumbiens und fängt Szenen akustisch aufgeladener Environments ein, in denen das Alltägliche und das Theatralische gleichzeitig existieren. Zwischen den Ekstasen der Feierlichkeiten finden sich bei ihm intime Porträts, oft in markanten Schatten gehüllt. Sowohl die visuellen als auch die akustischen Elemente vermitteln Erinnerungen an Verzückung und Tragödie, die lange nach dem Moment fortbestehen – Momente, die von Paaren, Menschenmengen und in Verbindung mit der natürlichen Umgebung geteilt werden.
„Tatsächlich ist meine Fotografie bereits mit Musik und Klang durchtränkt. Ich bin besessen davon, Bilder zu schaffen, die suggerieren können, welcher Klang möglicherweise um das Bild herum zu hören ist, sei es absolute Stille oder der Lärm bei Verbenas und Parrandas (gemeinschaftlichen Zusammenkünften oder Partys)“, beschreibt Jim C. Nedd seine künstlerische Arbeit.
Nedd stammt aus einer langen Linie von Sänger*innen, Komponist*innen und Akkordeonspieler*innen, die die Tradition der Vallenato-Musik, einem beliebten kolumbianischen Volksmusikgenre, weiterführen. Vallenato-Songs spiegeln das gesamte emotionale Spektrum der Menschen der Region wider und verwenden europäische Instrumente wie das Akkordeon, afrikanische Perkussion und Instrumente der indigenen Völker wie die Guacharaca. Für Nedd sind diese Lieder Wegweiser, um Ereignisse, Festlichkeiten, Freuden und Katastrophen zu erinnern.