"Aus der Dunkelheit der ewigen Nacht, pendelt die Dämmerung, das Rot durch die Hitze ihrer Stimmen webt, heißt es, die Ahnen hätten getanzt und gesungen: "Desnudito, lass niemals das Licht kommen/ Desnudito, lass niemals den Tag kommen", denn sie wussten, dass der nahende Sonnenaufgang mundo en policia (die kontrollierte Welt) brachte."
Chuquimamani-Condori ist eine Künstlerin und Musikerin der Pakaxa Aymara Nation, die auch unter ihrem Staatsnamen Elysia Crampton Chuquimia gearbeitet hat. Ihre Arbeit konzentriert sich auf Fragen der Souveränität, der Physik und des queeren Widerstands. Sie verwebt Vergangenheit und Gegenwart in einem Tonfall, der die "Kakophonie der ersten Aurora" gleichzeitig feiert und betrauert.
Chuquimamani-Condoris Arbeiten sind eng verknüpft mit traditionellem Wissen und traditionellen Praktiken der Aymara. Dazu gehört auch die Idee, dass die Toten in jedem Lied eine Passage nach-sprechen", oder das Konzept taypi – Zentrum – worin sich "Raumzeiten vermischen", was nichtlineare Zeit bezeugt. Ihre Klänge entstehen in einem Raum zwischen Minimalismus von der amerikanischen Westküste und autochthoner Aymara-Musik aus den Anden; ihr aktuelles Album ORCORARA 2010 (2020), das ursprünglich 2018 bei der Biennale de l'Image en Mouvement aufgeführt wurde, verbindet akustische Gitarren, dröhnende Synthesizer, Klavier und gesprochenes Wort mit Gastsänger*innen.
Ihr Bruder Joshua Chuquimia Crampton lebt als Gitarrist, Komponist und Multimediakünstler in Los Angeles. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen zählen 4 (2021) sowie The Heart’s Wash (2020), ein abendfüllendes Projekt mit Kompositionen für Sologitarre, die meditativ und irrlichternd klingen und gleichzeitig intuitiv, direkt und spontan.
Das Haus der Kunst produziert gemeinsam mit Auto Italia und dem Centre d’Art Contemporain in Genf ihren ersten Film als Auftragsarbeit. Amaru's Tongue: Daughter unter der Regie und produziert von Chuquimamani-Condori und Joshua Chuquimia Crampton wird im Haus der Kunst uraufgeführt und gleichzeitig in London bei Auto Italia in der Frieze Week gezeigt. Chuquimamani-Condori und Chuquimia Crampton stellen in diesem Film eine Zeremonie für ihre Großmutter nach und erforschen die Todesrituale ihrer Familie. Auf der Basis der abolitionistischen Traditionen der indigenen Nation, die von der radikalen Schwarzen Tradition nicht zu trennen sind, zeugt das Projekt von verschiedenen Raumzeiten und Vorstellungsweisen als ‘abolitionistischen Geografien' (Ruthie Wilson Gilmore, 2017).
Chuquimamani-Condori wird einen Einführungsvortrag über die Themen des Films halten (9.10.) und gemeinsam mit Joshua Chuquimia Crampton im Westflügel eine musikalische Liveperformance aufführen (8.10.). Der Film wird zehn Tage lang in der Südgalerie gezeigt. Das Kunstwerk für das TUNE-Programm ist ein Bild von Joshua Chuquimia Crampton, wobei die Schlange mehrere der im Film behandelten Themen repräsentiert.