Die Installation "True Love will find you in the End (Sermon for the Birds)" des Künstlers Cyrill Lachauer bildet den Auftakt einer neuen Serie von Auftragsarbeiten, die für jeweils ein Jahr im Korridor des Personaleingangs des Haus der Kunst präsentiert und an eine*n aufstrebende*n und lokal ansässige*n Künstler*in vergeben werden. Ziel der künstlerischen Produktionen wird es sein, die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen lokalen Institutionen mit internationalen Wirkungskreisen, wie dem Naturkundemuseum Biotopia, der Stiftung Kunst und Natur und der Max Plank-Stiftung, und dem Haus der Kunst zu vertiefen und zugleich den Mitarbeiter*innen des Haus der Kunst, die den fensterlosen Gang durchqueren, eine sich wandelnde Umgebung zu ermöglichen. Indem die Installation die architektonische Ausrichtung des Korridors aufgreift, wird die Grenze zwischen Museumsinneren und dem angrenzenden Englischen Garten durchlässig.
Vor zwei Monaten hat Cyrill Lachauer die Installation aus Sound und Wandmalerei “True Love will find you in the End (Sermon for the Birds)" am Personaleingang des Haus der Kunst angebracht. Hinter den jeweils 1.500 Kilogramm schweren gusseisernen Flügeltüren verbirgt sich ein Korridor. In die Atmosphäre der Morgendämmerung eingehüllt, wird dieser Korridor tagein, tagaus von Personal, Zulieferern und Gästen des Museums genutzt. Mit der eigens für diesen Gang angefertigten Neuproduktion können sich nun auch die Besucher*innen der Ausstellung „Im not sea, I am not land“ der Sammlung Goetz in den Moment des anbrechenden Tages versetzen lassen, der mit morgendlichem Vogelgesang erfüllt ist.
Cyrill Lachauer schuf gemeinsam mit Moritz Stumm eine Komposition aus den Gesängen jener Spezies, die auf den Fresken der Vogelpredigt von Franz von Assisi in der Basilika San Francesco des frühen Renaissance-Künstlers Giotto di Bondone zu finden sind. Seit Kindertagen ist der Künstler mit den christlichen Abbildungen des Bettelmönchs vertraut. Die einzelnen Stimmen des Vogelkonzerts wurden in dem von dem Biotopia Naturkundemuseum Bayern und der Stiftung Kunst und Natur initiierten Projekt „Dawn Chorus“ gesammelt und in einer gemeinsamen Soundmap kartiert. Als der menschengemachte Lärm städtischen Alltagslebens im vergangenen Frühjahr verstummte und sich die einzigartige Klangkulisse der Natur mehr Gehör verschaffte, wurde die Idee der globalen Soundmap geboren, um auf das Artensterben, die Umweltzerstörungen und die Gefahren des Klimawandels aufmerksam zu machen. Das vielstimmige Konzert wird nach 30 Minuten durch eine 17-minütige Abfolge elektronischer Sounds und Effekte unterbrochen, bevor erneut die Harmonien der Vogelstimmen erklingen.
Neben der akustischen Dimension gehört zu dem Werk eine Wandmalerei, die sich über die gesamte Länge des Flurs erstreckt. Das dunkle, pulverartige Pigment greift die Blautöne der Fresken in der Basilika San Francesco auf. Eine Horizontlinie wird durch den Übergang von einem dunklen in ein helles Blau angedeutet. Es ist die Szenerie eines Himmels zur Zeit des Tagesanbruchs, bei der das allmorgendliche Vogelkonzert seine volle Klangpracht erreicht. In einer Nische an der gegenüberliegenden Wand steht eine Sitzbank mit vier in Kardinalsrot eingefärbten Kissen. Dieser Farbstoff namens Karmin wird traditionell aus der Cochenille gewonnen, einer mexikanischen Lausart, die von früheren Kolonialmächten nach Europa importiert wurde. Über den Kissen ist ein handgeschriebener Brief zu lesen, adressiert an Gianni Nevada, dessen Identität rätselhaft bleibt. „Earth – this damaged place in the endless space of Universe – needs totally new forms of coexistence. So long my friend, Yours Cyrill. PS: True Love will find you in the End“ - Diese Worte wirken wie ein Appell an den Betrachter zur Wertschätzung und Bewahrung der Natur.
Das unmittelbar angrenzende Leinwandobjekt „Zinken“ hat die Form eines Adlerkopfes. Als persönliche Signatur von Cyrill Lachauer und verschlüsselter Code stellt es ein verbindendes Element zur Ausstellung der Sammlung Goetz dar.
Der atmosphärische Eindruck der Morgendämmerung wird durch eine mit Buttermilch lasierte Tür verstärkt. Beim Verlassen des Gebäudes erblickt man die Wandmalerei durch diese Lasur hindurch, so dass ihre Konturen unscharf und die Objekte fast neblig wirken. Ein weiteres Mittel, um die Besucher*innen in die frühe Morgenstimmung zu versetzen, in der die Kälte der Nacht allmählich der Wärme des Tages weicht.
Informationen zur Ausstellung finden Sie unter "Cyrill Lachauer. I am not sea, I am not land“.
Hören Sie eine Sequenz der Komposition von Cyrill Lachauer und Moritz Stumm im Video "Meet the artist - Cyrill Lachauer" und verfolgen Sie die Ausstellung mit dem Künstler in Talks & Tours mit Cyrill Lachauer.
Weitere Tonaufnahmen finden Sie auch auf unserem Spotify oder Soundcloud Kanal.