Das sechs Jahrzehnte umfassende, transmediale Lebenswerk von Rebecca Horn (geb. 1944, Deutschland) befasst sich mit dem Thema der Existenz und der Verwischung der Grenzen zwischen Natur und Kultur, Technologie und biologischem Kapital sowie dem Menschlichen und Nichtmenschlichen. Ob man die Künstlerin als Erfinderin, Regisseurin, Autorin, Komponistin oder Poetin bezeichnen mag, allem voran versteht sie sich als Choreografin. Horn beschreibt ihre Praxis als präzise kalkulierte Beziehungen von Raum, Licht, Körperlichkeit, Ton und Rhythmus, die ein Ensemble bilden. Maschinenwerdung, Tier­werdung oder Erdwerdung in ihren performativen, skulpturalen und filmischen Arbei­ten zielen auf eine von Körpern erfahrbare Präsenz eines sichtbaren, fühlbaren und hörbaren Daseins.

Die Ausstellung „Rebecca Horn“ folgt dem Performativen, also erstmalig den choreografischen Aspekten, im Werk der Künstlerin. Wiederholt bedient sie sich der Sprache des Tanzes als Medium und Katalysator ihres künstlerischen Denkens. Horn schafft schon früh visionäre Sinnbilder für die Vernetzung von Körpern und Technik. Dieses Thema entwickelt sie seit ihren ersten Papierarbeiten in den 1960er-Jahren, den frühen Performances und Filmen der 1970er-Jahre über die mechanischen Skulpturen seit den 1980er-Jahren und die raumgreifenden Installationen der 1990er-Jahre bis heute.

Die Künstlerin macht Netzwerke menschlicher und nichtmenschlicher Akteure sichtbar und hinterfragt damit die Stellung des Menschen als einer von vielen Spezies. Dabei ziehen sich virtuos verwobene Referenzen aus Literatur-, Kunst- und Filmgeschichte durch ihr gesamtes Schaffen. Horns Werk ist eine lebenslange, brisante Erkundung der voranschreitenden Dezentrierung des Menschen in einem kosmischen Ganzen.

Kuratiert von Jana Baumann mit Radia Soukni.

Ausstellungsfilm | Rebecca Horn
Eine Maschine mit zwei halbkreisförmigen Armen, an deren Enden jeweils ein Nashorn befestigt ist und die sich im geschlossenen Zustand berühren.
Rebecca Horn, „Kuss des Rhinozeros“, 1989. Foto: Gunter Lepkowski © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Über einem Gesicht befindet sich eine gitterartige Maske, aus der Bleistifte herausragen. Diese zeichnen auf die Wand.
Rebecca Horn, „Bleistiftmaske“, 1972 . © Archiv Rebecca Horn © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Eine farbige Skizze auf Papier mit Lippen in einem Käfig.
Rebecca Horn, „Lippenmaschine“, 1964. Foto Jason Wyche © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Mehrere Schwarz-Weiß-Fotos, aufgenommen in der Natur.
Rebecca Horn, „Einhorn“, 1970. © Archiv Rebecca Horn © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Alles fängt mit Text an, den ich schreibe. Die Worte als Einstieg. Erst dann wird gebaut und inszeniert.
— Rebecca Horn

Die Ausstellung wird von einem Audioguide begleitet, der den Besucher*innen die Möglichkeit bietet, die Gedichte und Prosatexte von Rebecca Horn im Kontext ihrer Werke kennenzulernen. Für die Künstlerin ist das Schreiben der Ausgangspunkt ihrer Arbeit und somit von großer Bedeutung. Die Audioführung kann auf dem eigenen Smartphone angehört werden oder über einen Audioguide, der an der Kasse zur Verfügung gestellt wird.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in deutscher und englischer Sprache mit Installationsaufnahmen, historischem Material, sowie einigen aufschlussreichen Texten und Interviews zum Werk von Jana Baumann, Hendrik Folkerts, Jack Halberstam, Nancy Spector und Timothy Baum. Der Katalog erscheint bei Spector Books und kann unter versand@hausderkunst.de bestellt oder im Museum erworben werden. Ausschnitte aus den Beiträgen von Jana Baumann, Jack Halberstam und Hendrik Folkerts sind online einzusehen.

Am 17. & 24.9.24 finden in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum München Filmabende zu Rebecca Horn statt.

Anlässlich der sechs Jahrzehnte umfassenden Retrospektive widmet das Haus der Kunst dem transmedialen Lebenswerk von Rebecca Horn am 12.10.24 ein ganztägiges internationales Symposium mit dem Titel „Bodies in motion“. In Podiumsdiskussionen, Gesprächen und Filmvorführungen soll die Vielseitigkeit von Horns künstlerischem Wirken aus neuen Perspektiven erörtert werden. Die Aufzeichnung des Symposiums finden Sie hier.

Ein großer Ausstellungsraum mit Videoprojektionen an der Wand. Das Foto wurde hinter einer Maschine mit langen Stangen aufgenommen.
„Rebecca Horn". Ausstellungsansicht, Haus der Kunst 2024. Foto: Markus Tretter. © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Spiralförmig zusammengesetzte Bettgestelle schweben in einem hohen Ausstellungsraum. Davor steht eine Person, die das Werk betrachtet.
„Rebecca Horn". Ausstellungsansicht, Haus der Kunst 2024. Foto: Markus Tretter. © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Kunstwerk, das aus vielen zusammengesetzten Holzleitern besteht, an denen Geigen befestigt sind.
„Rebecca Horn". Ausstellungsansicht, Haus der Kunst 2024. Foto: Markus Tretter. © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Eine dunkle Tafel, auf der lange Messingstangen in einem Winkel stehen. Eine Mutter mit Kind betrachtet das Werk.
„Rebecca Horn". Ausstellungsansicht, Haus der Kunst 2024. Foto: Markus Tretter. © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Eine Ausstellungsansicht zeigt einen blauen Schmetterling auf einem Stock, mit einem Fernglas im Hintergrund.
„Rebecca Horn". Ausstellungsansicht, Haus der Kunst 2024. Foto: Markus Tretter. © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Für die jährliche Unterstützung unseres Programms danken wir unseren Gesellschafter*innen, dem Freistaat Bayern und der Gesellschaft der Freunde Haus der Kunst e.V. Wir danken außerdem unserer Hauptförderin, der Alexander Tutsek-Stiftung, für Ihre großzügige Unterstützung unserer Arbeit, sowie der Ulli und Uwe Kai-Stiftung. Für die freundliche Unterstützung der Ausstellung sind wir der Kulturstiftung des Bundes dankbar.

Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.