Das Haus der Kunst hat ein neues Format eingeführt, das sich auf einen Ausstellungsraum konzentriert und neue Entwicklungen unter jungen, international aufstrebenden Künstlern untersucht. Ziel dieser Serie von Kapsel-Ausstellungen ist, das Publikum für die Produktion eines neuen Werks zu interessieren, geschaffen von einem Künstler, der vor seinem künstlerischen Durchbruch und damit an einem bedeutenden Punkt seiner Laufbahn steht.
Der französisch-algerische Künstler Mohamed Bourouissa (geb. 1978) setzt sich in seinen multi-medialen Arbeiten mit unterschiedlichen Wertesystemen und deren Auswirkung auf Identität und Selbstbild seiner Protagonisten auseinander. Im Zentrum seiner Filme stehen Menschen, die sich sozial, kulturell und ökonomisch an den Rändern der Gesellschaft bewegen. Im Rahmen der Kapsel-Ausstellungen präsentiert Mohamed Bourouissa sein neues Projekt "Horse Day" (2014), für das er über Monate hinweg im amerikanischen Philadelphia lebte und sich mit einem innerstädtischen Reitstall, dem Fletcher Street Urban Riding Club, beschäftigte. Daraus entstanden sind ein Film, fotografische Werke und eine Reihe von Skulpturen. Pferde gehören seit den 1960er-Jahren zum Stadtbild von Philadelphia. Anfangs transportierten sie Gemüse, Obst, Milch und Hausrat, später dienten sie der Freizeitgestaltung ihrer Besitzer. Die Reitställe bieten vielen Jugendlichen eine attraktive Beschäftigung. Bei der Fürsorge für die Tiere schulen sie auch ihr Verantwortungsbewusstein.
Die Jugendlichen und ihr urbanes Umfeld verkörpern für Bourouissa ein subversives Modell des Cowboys, das den in die Jahre gekommenen Stereotyp des hellhäutigen Western-Cowboys ablöst. Aufhänger der Handlung in Bourouissas Film ist das "Horse Tuning": Vor dem Wettbewerb, einem Hindernisparcours, werden die Pferde "aufgemotzt" und bei einem Schaulaufen der Jury und dem Publikum vorgeführt. Die Kostüme dafür entstanden in Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Künstlern aus Philadelphia. Das Umfeld der sozial überwiegend benachteiligten Jugendlichen verwandelt sich durch das "Tuning" der Pferde in ein fantastisches Szenario, in dem Pferd und Reiter zu wundersamen und fast apokalyptischen Figuren verschmelzen. Durch die Einführung des Fantastischen öffnet sich ein Raum, der eine Neudefinition der eigenen Identität zulässt.
Mit freundlicher Unterstützung von
Bureau des arts plastiques / Institut français, Französisches Ministerium für Kultur und Kommunikation