In ihrer neuesten Arbeit „A Woman’s Sports Car“, die Raphaela Vogel (*1988 in Nürnberg) für ihre Ausstellung im Haus der Kunst entwickelt hat, versetzt die Künstlerin uns in ein so spektakuläres wie instabiles räumliches Szenario: Aus den Frontscheinwerfern eines rotierenden, kanariengelben Sportwagens, einem Spitfire Triumph aus dem Jahr 1981, strahlt eine Doppelkanalprojektion. Die Lichtkegel bilden ein Augenpaar, das Einblicke in eine durch eine 360-Grad-Optik verzerrte, kugelförmige Welt eröffnet. Der Betrachter ist wie in einen Kindertraum geworfen; offen bleibt, ob die Schritte der jungen Frau mit ihrem Gefährten, einem Pudel, die Weltkugel zum Drehen bringen, oder ob der Ursprung doch eher im pneumatischen Pumpen des Akkordeonspiels der Protagonistin zu suchen ist.
Althergebrachte Fantasien von der virilen Potenz des Sportwagens, in Verbindung mit der sexuellen Anziehungskraft weiblicher Form und Oberfläche, werden von Raphaela Vogel fragmentiert und zu neuen Fusionen und Allianzen verschmolzen. Immer wieder hat die Multimediakünstlerin in ihren Arbeiten die geschlechterspezifische Dimension des Sehens und Gesehenwerdens thematisiert. In ihren Videoarbeiten bestreitet sie meist alle Rollen selbst: sie ist Hauptakteurin, lenkt das Auge der Kamera, schneidet und produziert den Sound. Sie spielt mit festgelegten Rollenzuschreibungen auf intuitive und körperlich einnehmende Weise und verwebt dabei auch autobiografische Elemente. Ihre teils ätherisch hypnotischen, teils kreischend verstörenden Bildwelten münden in ein techno-animistisches Ertasten von Subjektivität.
Kuratiert von Anna Schneider