Die Guerrilla Girls, vor mehr als 30 Jahren in New York gegründet, zählen heute zu den Ikonen eines feministischen Aktivismus in der Kunstwelt. Wir haben mit "Käthe Kollwitz" über Feminismus, die Arbeit des Kollektivs und die kommende Performance im Haus der Kunst gesprochen.
Haus der Kunst: Die Guerilla Girls treten seit den 1980er Jahren anonym mit Gorilla-Masken auf, als Pseudonyme haben Sie die Namen bereits verstorbener Künstlerinnen gewählt. Warum nennen Sie sich „Käthe Kollwitz“, was verbindet Sie mit ihr?
Käthe Kollwitz: Wir verwenden die Namen von verstorbenen Künstlerinnen, um sie zu würdigen. Ich habe Käthe Kollwitz gewählt, weil sie eine politische Künstlerin war, die sich vieler Themen annahm, die das Leben von Menschen veränderten, unter anderem Probleme von Arbeitern, Probleme von Frauen oder Krieg.
HDK: Seit mehr als 30 Jahren üben Sie mit Ihren Performances, Plakat-Aktionen, Workshops und Vorträgen, subversive Kritik an den patriarchalen Machtstrukturen des Kunstbetriebs. Wie hat sich die Kunstwelt im Vergleich zu den 80er Jahren, in denen sich die Guerilla Girls gegründet haben, verändert? Und würden Sie diese Veränderungen vor allem positiv bewerten oder sehen Sie rückblickend auch negative Entwicklungen?
KK: Es geht immer zwei Schritte voran und einen Schritt zurück. Aber heutzutage merken wir, dass etwas passiert. Die Kultur kann die Stimmen von Frauen oder People of Color nicht länger ignorieren. Viele Galerien und Museen versuchen, sich zu verbessern, aber vor den meisten liegt noch ein langer Weg.
HDK: Die Lecture-Performance, die Sie im Haus der Kunst geben werden, trägt den Titel „The Art of behaving badly“. Inwiefern ist schlechtes Benehmen für die Guerilla Girls eine Form des Widerstands? Und welches schlechte Benehmen kann das Publikum in der Lecture-Performance erwarten?
KK: Ich werde mich nicht schlecht benehmen während des Vortrags, aber unsere Arbeit selbst wird es! Für uns heißt „Behaving Badly“, Poster, Bücher, Installationen und Videos zu kreieren, die die Macht haben, die Meinung von Leuten zu sozialen und politischen Themen zu verändern. Wir benutzen Fakten und Humor auf unvergessliche, unverschämte Weise, eine „In your Face“ Art und Weise. Es ist diese Arbeit, die Tausende von Menschen auf der ganzen Welt, von 8 bis 8 Jahren, dazu bringt, uns zu schreiben, dass sie unsere Arbeit als Vorbild für ihren eigenen Aktivismus nutzen.
HDK: Das künstlerische Schaffen namhafter Künstlerinnen der feministischen Avantgarde der 1970er Jahre wie unter anderem Martha Rosler, Nancy Spero, Ana Mendieta und nicht zuletzt auch Miriam Cahn erfahren seit einiger Zeit verstärkt international Anerkennung in umfassenden Einzelausstellungen großer Ausstellungshäuser. Warum sind ihre Positionen immer noch so brandaktuell? Und was macht die Arbeit der Guerilla Girls in diesem Kontext immer noch notwendig?
KK: Es gibt so viele großartige Künstlerinnen, aber nicht genug wurden bisher erkannt. Zum Glück ändert sich das und wir sind zum Teil verantwortlich für diese Veränderung. Ein so tiefgehendes, einzigartiges Oeuvre wie das von Miriam Cahn zu sehen, in eine unvergessliche Erfahrung. Die Guerrilla Girls danken Miriam Cahn, Jana Baumann und allen im Haus der Kunst für die Einladung, hier im Haus der Kunst während Miriams großartiger Ausstellung sprechen zu können.
Lisa Paland ist Volontärin in der kuratorischen Abteilung im Haus der Kunst.