Land ist eine neue Klangarbeit des ukrainischen Multimedia-Künstlers Ihor Okuniev, die für den Terrassensaal des Haus der Kunst in Auftrag entstanden ist. Die Arbeit besteht aus zwei Teilen: Der erste wird von August 2022 bis Dezember 2022 zu sehen sein, der zweite von Dezember 2022 bis April 2023.
Für seine künstlerische Praxis in den Bereichen Fotografie, Video und Audio lässt sich Okuniev von der faszinierenden Natur sowie den Bräuchen und Traditionen seines Heimatlandes inspirieren. Das Land hat in der ukrainischen Kultur einen hohen Stellenwert und zählt zu ihren wichtigsten Symbolen.
Land ist eine eindringliche und atmosphärische Schilderung der Zerstörung, die seit dem Einmarsch der russischen Armee in der Ukraine angerichtet wurde. Abgebrannte Wälder, Ruinen von Häusern und zerstörte Panzerfahrzeuge lösen sich in der Umgebung auf, während das Land die Spuren des Krieges absorbiert. Seit dem 1. März 2022 engagiert sich Okuniev in einer Freiwilligenorganisation, die in verschiedene Regionen der Ukraine reist, um lebenswichtige Güter zu liefern und den Menschen beim Wiederaufbau ihrer Häuser zu helfen. Dabei ist er selbst Zeuge der erschütternden Verwüstungen geworden.
Die fünf Tonebenen der ersten Komposition unterscheiden sich in Klang und Stil, generieren aber zusammen ein Narrativ. Langgezogene Drone-Klänge erzeugen eine bedrückende Leere, während Instrumentenklänge in die Komposition und um sie herum schweben, losgelöst und verloren. Der Schlussteil steht symbolisch für die Sonne, den Beginn von etwas Neuem. Okuniev schildert seine Erinnerung daran, wie die Sonne über einem zerstörten Hochhaus oder einem zerstörten Haus in einem Dorf aufgeht und die Ruinen beleuchtet.
Der zweite Teil von Ihor Okunievs Komposition Land bringt Zuhörer*innen in weitläufige Landschaften, die vom Winter erfasst werden. Inspiriert von seinen Aufenthalten in Wäldern und Industriegebieten in der Nähe der Kriegsgebiete, verwebt Okuniev tiefe und nachhallende atonale Klänge mit flirrenden Synthesizern. Raketeneinschläge und der Beschuss des Stromnetzes im ganzen Land haben Städte und Dörfer in Dunkelheit getaucht. Am Ende der Komposition kündigt die Wärme eines verzerrten Synthesizers das bevorstehende Tauwetter an.
Neben der im Terrassensaal installierten Klangarbeit entwickelte Okuniev weitere Klang-Beiträge für die digitalen Inhalte und die Website des Haus der Kunst.
Die Auftragsarbeit für den Terrassensaal ist Teil von „Tune“, einer Reihe kurzer Residencies für Künstler*innen, die mit Klang arbeiten. Einmal monatlich wird die Arbeit der teilnehmenden Künstler*innen im Haus der Kunst in einem von Sarah Miles kuratierten Programm präsentiert. Dieses Programm läuft ganzjährig und tritt in einen Dialog mit den laufenden Ausstellungen des Museums. Okunievs Arbeit folgt auf Lamin Fofanas Intervention, die von 2021 bis 2022 im Terrassensaal installiert war.