An der Grenze zwischen Funktion und Fiktion entfaltet sich Gülbin Ünlüs neue Arbeit für den Personaleingang des Haus der Kunst in einem Zustand fortwährender Schwebe – einem Ort, an dem Zugang verwehrt und Vollendung hinausgezögert wird. Das Werk verweilt in einem Moment der Erwartung, der sich nie auflöst.

Nostralgia erweitert Raum und Zeit durch subtile Eingriffe in die oft übersehenen Schwellen des Hauses. Ausgangspunkt ist der Personaleingang, von dem aus Gülbin Ünlü die Besucher*innen einlädt, das Gebäude durch unzugängliche, aber dennoch präsente Türen zu erkunden. Es ist eine Einladung, die Institution ohne festes Ziel zu durchqueren und sich auf den Akt des Begegnenlassens einzulassen. Das Werk wird zu einer stillen Choreografie der Bewegungslosigkeit, die das latente Potenzial von Räumen erforscht – aktiviert durch Präsenz und Lebendigkeit.

Verwurzelt in der Science-Fiction-Idee von Portalen, öffnet die Arbeit unerwartete Begegnungen – mit ausgelöschten Geschichten, alternativen Realitäten und spekulativen Zukünften. Indem sie die Aufmerksamkeit auf Nicht-Ausstellungsräume lenkt, regt Ünlü eine veränderte Wahrnehmung an: innezuhalten, erneut hinzusehen und die Architektur nicht als starre Struktur zu begreifen, sondern als einen Ort, an dem parallele Welten schweben – nicht realisiert, ständig im Wandel, geformt nicht durch das, was gezeigt wird, sondern durch die Art und Weise, wie wir sehen.

Ünlü arbeitet mit einer Reihe von Medien. Sie verwebt Motive miteinander und führt Malerei und Drucke zu vielschichtigen Bildern zusammen, die skulpturale Formen und performative Möglichkeiten annehmen. Ihr Ansatz verbindet Techno-Orientalismus mit ausgelöschten oder marginalisierten kulturellen Imaginationen. Ünlüs Portale öffnen sich nicht – und doch ziehen sie uns an. Sie verweisen auf Zeitlinien, die sich verzweigten, auf Systeme, die in den Standby-Modus versetzt wurden, bevor sie je aktiviert wurden. Diese Türen bleiben dem Körper verschlossen, doch der Spekulation geöffnet. Sie sind keine Einladung zum Überqueren, sondern zum Verweilen – in der Spannung zwischen Sichtbarem und Verborgenem.

Die Installation ist Teil einer Reihe von ortsspezifischen Auftragsarbeiten für den Personaleingang, die 2021 ins Leben gerufen wurde, um junge Künstler*innen aus der Region während der Pandemie zu unterstützen und dem Team in einer herausfordernden Zeit einen inspirierenden Moment beim Betreten des Gebäudes zu bieten. Seitdem dient sie als Förderstruktur für aufstrebende lokale Künstler*innen. Ünlüs Arbeit begreift das gesamte Gebäude als spekulatives Gebilde: eine Struktur, die nicht nur durch ihre Korridore und Funktionen navigiert wird, sondern auch durch die nicht realisierten Wirklichkeiten, die sie in ihren Wänden birgt.

Während Open Haus, der jeden letzten Freitag im Monat stattfindet, lädt Ünlü die Band TAF (Turkish-Armenian Friendship) ein, die Portale durch Klang, Bewegung und Präsenz zu aktivieren. Eine Eröffnungsperformance findet am 8.5.25 statt. Was hinter verschlossenen Türen beginnt – leise Impulse, flackernde Gesten – sickert langsam nach außen.

Kuratiert von Lydia Antoniou

Nostralgia von Gülbin Ünlü wird unterstützt von SAHA.

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