Die zweite Präsentation der Archiv Galerie im Haus der Kunst legt den Schwerpunkt auf Interventionen in die Architektur und den Umgang mit der Fassade des 1937 als "Haus der Deutschen Kunst" errichteten Gebäudes. Mit "Résistance" von Christian Boltanski (1993/94) und Gustav Metzgers "Travertin/Judenpech" von 1999 reaktiviert das Haus der Kunst die ersten zwei künstlerischen Auseinandersetzungen, die eigens für die Fassade und den Säulengang des Gebäudes konzipiert wurden.
1999 belegte der Aktionskünstler Gustav Metzger den Säulengang vor dem Haus der Kunst mit einer Schicht Teer und nannte diese Arbeit "Travertin / Judenpech". 2010 installierte er auf der Nordterrasse des Hauses seine "Strampelde Bäumf/Mirror Trees" – verdorrte Bäume, die kopfüber im Beton steckten. Der Titel dieser Arbeit verweist auf die Herkunft und Kindheit des Künstlers, der 1926 als Sohn orthodoxer Juden in Nürnberg geboren wurde. Mit einem Kindertransport des Refugee Children Movement kam er 1939 nach London, wo er den Holocaust überlebte. Seine Eltern sah Metzger jedoch nie wieder – ein Trauma, das sein Leben ebenso wie seine Kunst geprägt hat. Für Metzger war die Geschichte des Haus der Kunst – eng verwoben mit seiner eigenen Biografie – entscheidend, um im Frühjahr 1999 seine Installation "Travertin/Judenpech" vor dem Gebäude zu zeigen. Der Künstler verplombte den Granitboden vor dem Haupteingang mit einer 60 Quadratmeter großen Schicht aus Asphalt – einem Baustoff, der lange Zeit mit dem offen antisemitisch geprägten Ausdruck "Judenpech" bezeichnet wurde. Travertin gehörte zu den bevorzugten Materialien, die die Nationalsozialisten für Großbauprojekte wie z.B. das Nürnberger Reichsparteitagsgelände einsetzten. "Travertin/Judenpech" wurde von März bis Juni 1999 als temporäre Installation im Rahmen des Gruppenprojekts "Dream City" gezeigt, an dem 30 Künstler teilnahmen. "Dream City" war ein Gemeinschaftsprojekt vom Kunstraum München, Museum Villa Stuck und Siemens Kulturprogramm.
Die Interventionen von Christian Boltanski und Gustav Metzger an der Südfassade des Gebäudes können auch außerhalb der Öffnungszeiten besichtigt werden.