Für den britischen Guardian ist Gerhard Richter der "Picasso des 21. Jahrhunderts", für die Frankfurter Allgemeine Zeitung "Der Meister aller Klassen". Berühmt wurde Gerhard Richter (*1932, Dresden) in den 1960er-Jahren mit fotorealistischen Gemälden, doch gehören zu seinem umfangreichen Oeuvre auch monochrome und abstrakte Bilder, Druckgrafik, Glasarbeiten und Skulpturen.
Die Ausstellung zeigt nun erstmals eine umfassende Auswahl der abstrakten Gemälde Gerhard Richters, die er seit Mitte der 1970er-Jahre schuf und die sein Werk heute dominieren. Die großformatigen Bilder entstehen meist in Serien und zeugen von der unablässigen Auseinandersetzung des Künstlers mit den Bedingungen der Malerei, mit ihren Prinzipien, Grenzen und Möglichkeiten. Von zentraler Bedeutung für Richters Abstraktionen ist die Eigenwirkung von Farbe und Form sowie das Einbeziehen des Zufalls in den malerischen Prozess: "Ich ... möchte am Ende ein Bild erhalten, das ich gar nicht geplant hatte... ich möchte ja gern etwas Interessanteres erhalten als das, was ich mir ausdenken kann". So geht Richter bei seinen abstrakten Gemälden nicht von einem vorgefundenen Motiv aus, sondern arbeitet sich ohne Vorgabe bis zum Erkennen des Bildes vor – eine Arbeitsweise, die der Künstler als eine "sehr geplante Spontaneität" beschreibt.
In einem intensiven Schaffensprozess werden mit Pinseln, Rakeln und Spachteln Schicht für Schicht Farbelemente und -strukturen aufgetragen, bereits vorhandene durch neue überlagert, ausgelöscht oder durch Kratzen wieder freigelegt. Die Spuren der Werkzeuge und Schichten der Farbe fügen sich häufig zu Strukturen von räumlicher oder landschaftlicher Anmutung, ohne sich jedoch zu einem erkennbaren Gegenstand zu verfestigen. Manche von Richters abstrakten Gemälden durchlaufen über dreißig Zustände, von denen am Ende nicht mehr als eine Ahnung bleibt; und doch haben sie entscheidenden Anteil am fertigen Werk. Die abstrakten Bilder zeugen also einerseits deutlich von ihrem Entstehungsprozess, um ihn andererseits aber auch zu verschleiern.
Die Ausstellung im Haus der Kunst zeigt mehr als fünfzig, zum Teil sehr große Bilder; sie sind von einer ungeheuren malerischen Dichte und wirken auf den Betrachter wie "Kaskaden rauschhaft-psychedelischer Farben" (Tagesspiegel).
In Kooperation mit
Museum Ludwig, Köln