Als erste große Museumsausstellung über Land Art liefert "Ends of the Earth" den bisher umfassendsten Überblick über die Kunstbewegung, die die Erde als Material benutzte und das Land als Medium. Die Ausstellung zeigt rund 200 Arbeiten von über 100 Künstlern weltweit, die außerhalb der vertrauten Handlungsräume des Kunstsystems entstanden.
Anfang der 1960er-Jahre begannen Künstler an verschiedensten Orten der Welt, mit Erde als Material zu arbeiten und sich mit der Beschaffenheit der Erde als Planet auseinanderzusetzen. Yves Klein fragte sich etwa, wie die Erde vom Weltraum aussehe. Seine Vision, dass aus dieser Perspektive die vorherrschende Farbe Blau wäre, und dass mit Blau sämtliche vom Menschen geschaffenen Grenzen überwunden werden könnten, setzte er 1961 mit seiner Serie der "Planetary Reliefs" um.
Oft operierten die Künstler der Land Art direkt unter freiem Himmel. Dass die freie Natur andere Bedingungen für die Lebensdauer eines Werkes vorgab als geschlossene Räume, nutzten die Künstler produktiv. Manche Werke existierten nur für die kurze Zeit ihrer Ausführung, wie z.B. Judy Chicagos ephemere Arbeiten mit farbigen Flammen und Rauch. Für zehn Wochen verhüllten Christo und Jeanne-Claude die Küstenfelsen in Little Bay, Sydney, mit Kunststoff und Seilen: "Wrapped Coast – One Million Square Feet" hatte - wie andere Werke der Land Art auch - gewaltige Ausmaße. Ein weiteres berühmtes Werk von ähnlicher Ausdehnung ist "Spiral Jetty", eine spiralförmige Landzunge, die Robert Smithson am Great Salt Lake in Utah, USA, aus dort gefundenem Material baute.
Die Künstler der Land Art waren von abgelegenen Orten wie z.B. Wüsten fasziniert oder übertrugen die Beschaffenheit bestimmter Orte in den Ausstellungsraum: So brachten die japanischen Künstler der Gruppe "i" vier Lkw-Ladungen Schotter per Fließband in den Ausstellungsraum, und Alice Aycock füllte ein minimalistisches Raster mit feuchtem Lehm. Mit "Hog Pasture: Survival Piece #1" hält neben einer grünen Weidewiese auch ein lebendiges Hausschwein Einzug ins Museum, das von Zeit zu Zeit auf der Wiese grast. Bei der Entstehung und Entwicklung der Land Art spielten Sprache, Film und Fotografie eine zentrale Rolle. Magazine und Fernsehsender gaben künstlerische Arbeiten in Auftrag, veröffentlichten sie als Erste und leisteten so einen wichtigen Beitrag zur Distribution der Werke.
Der Schweizer Jean Tinguely etwa wurde vom Fernsehsender NBC mit einer Arbeit beauftragt und schuf gemeinsam mit Niki de Saint-Phalle eine große kinetische Skulptur aus Abfall, die für choreografierte Explosionen verwendet wurde, inszeniert südwestlich von Las Vegas in der Nähe eines nuklearen Testgeländes.
Zahlreiche Künstler der Land Art beschäftigen sich mit den Wunden und Narben, die der Mensch dem Planeten Erde zufügt, sei es durch Kriegsmaschinerie (Robert Barry, Isamu Noguchi), Diktaturen (Artur Barrio), Atomtests (Heinz Mack, Jean Tinguely, Adrian Piper) oder Besiedelung (Yitzhak Danziger); sie forderten ein verstärktes Bewusstsein für die Bedingungen von Produktion, Präsentation und Verbreitung von Kunst und verliehen in ihren Werken den technologischen, gesellschaftlichen und politischen Bedingungen der Zeit Ausdruck.
Der zeitliche Rahmen von "Ends of the Earth" erstreckt sich von den 1960er-Jahren bis 1974, als sich im Kontext von Land Art Strömungen wie Konzeptkunst, Minimal Art, Happening, Performancekunst und Arte povera stärker herausbildeten und auseinander bewegten.
Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Museum of Contemporary Art in Los Angeles (MOCA)