Der Künstler Franz Erhard Walther hat sich zu Beginn seiner 60-jährigen künstlerischen Laufbahn intensiv mit Schrift und Schriftgestaltung auseinandergesetzt. Welche Bedeutung Schrift und Farbe haben und warum Deine ganze Vorstellungskraft für das Verständnis der Wortbilder gefragt ist, erfährst Du im anschließenden Workshop-Tutorial für zu Hause.
Während seines Studiums der Werbegraphik an der Offenbacher Werkkunstschule befasste sich Franz Erhard Walther mit der Gestaltung von Schriftbildern. Er dachte über das Verhältnis von Begriff und Sprache nach und wie man dieses durch Form und Farbe zum künstlerischen Ausdruck bringen kann. Wenn in seinen späteren großen Stoffarbeiten eine körperliche Aktion in Bezug zu einem Werk gefragt ist, so findet das Prinzip der Handlung hier noch ausschließlich im Kopf des Betrachters statt.
Übrigens…
Franz Erhard Walther hat sehr viel später in seiner künstlerischen Karriere einzelne Buchstaben als riesige Wand- und Bodenskulpturen aus Stoff gestaltet. Diese kannst Du dann in der Ausstellung entdecken. Wir freuen uns auf Dich!
An zwei unterschiedlichen Wortbildern des Künstlers wollen wir kurz erläutern, wie Walther über Form und Farbe Inhalte schafft und so mit einem einfachen Wort Deine Fantasie und Vorstellungskraft angeregt werden kann.
In einem der Wortbilder hat der Künstler das Wort ‚Afrika‘ in schwarzen Buchstaben auf ockerbraunen Papiergrund gesetzt. Die Buchstaben sind schmal und sehr langgezogen. Dachte er vielleicht an Giraffen mit ihren langen Hälsen und staksigen Beinen oder sogar an sehr hohe schlanke Palmen?
Auch die Farbwahl des Hintergrunds spielt eine wichtige Rolle. Walther wählte ein Ockerbraun, einen warmen erdigen Ton, den er mit der Sahara, der afrikanischen Wüste in Verbindung brachte?
Aus einem einzigen Wort kann ein Bild aus vielen Puzzleteilen in deinen Gedanken mit deinem Wissen und Deiner Fantasie entstehen.
Lass uns ein zweites Wortbild von Walther betrachten:
In einem anderen Wortbild gestaltete Walther das Wort ‚Zeit‘ in einer breiten, ruhigen Schrift. Er hat eine pinke Farbe gewählt. Das Wort liegt auf einem zweifarbigen Grund. Auf die olivbraune Farbe, die er für den Untergrund wählte, setzte er ein kleineres hellbraunes Rechteck darauf, in welches das Wort ‚Zeit‘ eingepasst ist.
Überlege Dir, welche Gedanken den Künstler zu Schriftform und Farben veranlasst haben könnte. Vielleicht dachte er an ein bestimmtes, intensives, freudiges Ereignis, für das er den pinken Farbton wählte. Die Zeit als Abfolge von Bewegung und Veränderungen stellt er durch die zwei übereinanderliegenden Farbschichten dar. Die dunkle Farbe schimmert auch in der braunen Farbschicht durch. Die Zeit ist fließend. Verweist der Künstler auf eine bestimmte Tageszeit oder auf ein Ereignis an einem bestimmten Ort?
Nun begib Du dich auf eine magische Wortreise und gestalte Dein eigenes Wortbild!
In dem folgenden Video-Tutorial stellt unsere Kunstpädagogin Rose Stach in wenigen Schritten die Gestaltung eines Wortbildes vor. Rose hat sich das Wort ‚Flamingo‘ ausgedacht und zeigt Dir an ihrem Wortbild, wie Du am besten bei der Gestaltung eines solchen Wortbildes vorgehst.
Bevor Du startest, kannst Du Dir schon einige Dinge zurechtlegen, die Du für Dein Wortbild brauchst:
Zeitschriften, um Dich über verschieden Schrifttypen zu informieren
kariertes Papier, buntes Tonpapier (Wenn Du kein Tonpapier zur Verfügung hast, kannst du in der Vorbereitung auch ein festeres weißes Papier oder einen Karton gleichmäßig mit einer zu Deiner Idee passenden Farbe bemalen.)
Bleistift, Wasserfarben oder Buntstifte, Pinsel
Schere, Lineal, Radiergummi, Spitzer
Papierklebeband
Glas mit Wasser
Los geht’s!
Jetzt bist Du an der Reihe! Zeig uns Dein Wortbild und teile es unter #hausderkunst und #atelierHDK auf Social Media oder schick es uns per Email an atelier@hausderkunst.de
Sylvia Clasen leitet das Atelier im Haus der Kunst.