Seit Frühjahr 2011 zeigt das Haus der Kunst in den Räumen seines ehemaligen Luftschutzkellers Film- und Medienkunst aus der umfangreichen Sammlung Goetz. "Die kalte Libido" ist die achte Präsentation in dieser Ausstellungsreihe.
Die Videokunst hat ihr Misstrauen gegenüber dem Erzählkino abgelegt und greift mittlerweile tief in dessen Affektreservoir hinein – nicht, um durch Gefühlsdramaturgie und emotionale Intensität zu verführen, sondern um die Begehrensdynamiken des Kinos zu erkunden. Ein verdichtetes Spektrum dieser künstlerischen Sondierungen stellt das Haus der Kunst anhand der Filmografien von Keren Cytter, Aïda Ruilova, Jeanne Faust, Annika Larsson und Shahryar Nashat aus der Sammlung Goetz zusammen.
Alle ausgesuchten Arbeiten rufen fundamentale Themen wie Liebe, Sehnsucht, Angst, Gewalt, Verlust und Tod auf und scheinen durch den Bezug zu Filmgenres wie Softporno, Drama, Thriller oder Horror vorformatiert zu sein. Doch setzen die Videos auf unterschiedliche filmische Taktiken, um die geschlossene Form des Spielfilms aufzubrechen und Mechanismen der Zuschauerverführung, das Versprechen nach Lustgewinn, Kontrolle und Macht außer Kraft zu setzen. Unser Vorverständnis vom bewegten Bild und die gesamte Begehrensenergie des Kino-Dispositivs werden gestört: Schockartige Schnitte unterbrechen die erlebte filmische Zeit; Loops in ultra-kurzen Sequenzen lassen filmische Einstellungen unsichtbar werden, und die Narration wird in ihre Parameter zerlegt, um Akteure, Figuren, Orte, Bilder und Ton voneinander zu entkoppeln oder die Handlung gänzlich aufzulösen.
So kühlen die gezeigten Videos große Gefühle auf kurze Segmente visueller Lust herunter, reißen die enge Beziehung zwischen Zuschauersubjekt und Filmtext auseinander und produzieren Leerläufe: kurze Pausen im Zyklus von Mangel und Begehren, die den produktiven Moment der gezeigten Arbeiten ausmachen; denn darin kann der Blick auf sich selbst, den Anderen und die Machtverhältnisse, die uns aneinander binden, neu vorgestellt werden.
Die Arbeiten widersetzen sich somit der Bildpolitik ihres Entstehungszeitraums zwischen 1998 und 2008 – einer Dekade, die der erhitzten Begehrensökonomie der Krisen und Katastrophen vollständig erlegen war.