Die zweite Präsentation der Archiv Galerie im Haus der Kunst legt den Schwerpunkt auf Interventionen in die Architektur und den Umgang mit der Fassade des 1937 als "Haus der Deutschen Kunst" errichteten Gebäudes. Mit "Résistance" von Christian Boltanski (1993/94) und Gustav Metzgers "Travertin/Judenpech" von 1999 reaktiviert das Haus der Kunst die ersten zwei künstlerischen Auseinandersetzungen, die eigens für die Fassade und den Säulengang des Gebäudes konzipiert wurden.
Die Kunst Christian Boltanskis, der 1944 in Paris geboren wurde, ist geprägt von der Erinnerung an den Holocaust und der Rekonstruktion seiner eigenen Vergangenheit. 1993/94 schuf er die Arbeit "Résistance", eine Plakatinstallation an der Südfassade des Haus der Kunst, die Augenpaare ehemaliger Mitglieder der antifaschistischen Widerstandsgruppe "Rote Kapelle" zeigte. Die Installation war Teil der von der Staatsgalerie moderner Kunst und Haus der Kunst gemeinschaftlich erarbeiteten Gruppenausstellung "Widerstand – Denkbilder für die Zukunft", mit der die Institutionen gegenüber wachsenden nationalistischen, antisemitischen und fremdenfeindlichen Tendenzen Stellung bezogen.
Die Fotografien der Installation wurden 1942 und 1943 von der Gestapo aufgenommen, nachdem über 100 Mitglieder der Widerstandsgruppe verhaftet worden waren. Aus dem Bewusstsein um die Bedeutung des Ausstellungshauses in der NS-Zeit konfrontierte Boltanski die Besucher mit der Erinnerung an Menschen, die gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime gekämpft und sich dadurch ständiger Lebensgefahr ausgesetzt hatten. Die neoklassizistische Fassade des Gebäudes schien plötzlich aus Hunderten von Augenpaaren zu bestehen – eine Warnung an die heutige Gesellschaft, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.
Die Interventionen von Christian Boltanski und Gustav Metzger an der Südfassade des Gebäudes können auch außerhalb der Öffnungszeiten besichtigt werden.