Das Haus der Kunst zeigt das Archiv des euward, des ersten Kunstpreises von internationalem Rang für Kunst im Kontext kognitiver Einschränkung. Die Ausstellung setzt die Reihe „Archives in Residence“ fort, die dem Verhältnis von Archiv, Geschichtsbildung und ihrer Repräsentation nachspürt und autonome Archive als alternative Orte der Wissensproduktion in den Vordergrund stellt.
Seit dem Jahr 2000 verleiht die Münchner Augustinum Stiftung den „euward“ (European Art Award), um Künstler*innen mit kognitiver Einschränkung zu fördern und ein weithin anerkanntes Forum zu schaffen, das deren bildnerisches Werk jenseits von Zuschreibungen als kulturelle Randerscheinung wahrnehmbar macht. Mit der Ausstellung im Haus der Kunst macht das Archiv des euward einen Teil seiner Bestände erstmals öffentlich zugänglich.
Das Archiv des euward ist mit seinen Bewerbungsunterlagen, Schriftstücken, Werkfotografien, mit Filmmaterial und Presseartikeln eine wichtige Quelle für bisher noch nicht erzählte Kunstgeschichte(n). Es dokumentiert das Werk von Akteur*innen, deren Präsenz von Kunstbetrieb und Forschung weitestgehend übersehen wird, jedoch eine wachsende Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erhält. So ist die Ausstellung auch eine Einladung, unser kulturelles Selbstverständnis auf den Prüfstand zu stellen, nachzudenken über unsere Vorstellungen von inklusiver Kultur und diverser Gesellschaft und etablierte Deutungsmuster von Normalität und Anderssein neu zu diskutieren.
Das Archiv des euward wird in der Archiv Galerie des Haus der Kunst, im Kontext der Geschichte des Ausstellungsortes gezeigt. Herzstück der Ausstellung ist eine Videoprojektion, die auf dem Bildarchiv des euward basiert. Sie zeigt eine wesentliche Auswahl der nominierten Arbeiten aus den Jahren 2000 bis 2018. Mitglieder des Ensembles der Freien Bühne München, des ersten inklusiven Theaters in Bayern, haben für die Projektion die Zitate der Künstler*innen eingesprochen.
Kuratiert von Sabine Brantl