Ähnlich wie die raumgreifenden Installation Black Chapel des US-amerikanischen Künstlers Theaster Gates in der Mittelhalle im Haus der Kunst entfaltet auch Melina Matsoukas sehenswerte Kinodebüt die Kraft und Schönheit (widerständigen) Schwarzen Lebens.

Dass der Film ein farbenprächtiges und kraftvolles Gesamtkunstwerk ist, das bis ins Detail (musikalisch wie modisch) durchchoreographiert ist, überrascht bei Melina Matsoukas nicht, die als Musikvideoregisseurin mit Größen wie Snoop Dogg, Lady Gaga, Rihanna und Beyoncé gearbeitet hat. Black and Proud webt sich wie eine Art unausgesprochener Slogan durch die filmische Erzählung, durchdringt die Bildsprache des Films bis ins Letzte, wobei er sich nicht nur aus der Coolness und dem extravaganten Style – durchaus angepasst der unmittelbaren Verwertbarkeit auf Sozialen Netzwerken – sondern auch und vor allem aus dem stolzen und zutiefst menschlichen Auftritt seiner Protagonist*innen speist. Diese scheinen von der Wendung der Geschichte (ein unverbindliches Zusammentreffen beim ersten Tinderdate, das in die Unausweichlichkeit einer gemeinsamen Flucht vor der Polizei durch die Staaten mündet und so auch ein wirkliches Kennenlernen unumgänglich macht) ebenso überrascht zu sein scheinen wie die Zuschauer.

Während den folgenden Minuten gebannten Mitfühlens führt der Film den brutalen Rassismus gegenüber der afroamerikanischen Bevölkerung und den Mangel an Rechtsstaatlichkeit, beides Realität in den USA, auf drastische Weise vor Augen. Die politische Botschaft ist klar und gleichzeitig – und das ist das überraschende an Queen & Slim – tritt der konkrete politische Kampf, den die beiden gleichnamigen Held*innen gezwungen sind auszutragen, immer wieder in den Hintergrund, verbrüdert sich mit universellen menschlichen Belangen und löst sich auf in der Suche zweier junger Menschen nach Nähe und Geborgenheit.

Trailer Standbild JPG
Queen & Slim - Weit mehr als ein romantisches Roadmovie(G6Th84oGDno)

Die Kraft und Schönheit (widerständigen) Schwarzen Lebens, die sich in Queen & Slim eindrucksvoll entfaltet, liegt auch Theaster Gates` Black Chapel zugrunde, der seine installative Intervention in der Mittelhalle des Haus der Kunst gleichzeitig als Feier und ästhetische Neuformulierung Schwarzer Identität begreift.

Courtesy of Johnson Publishing Company. All rights reserved
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Veronica Porché Ali (far right) and models, 1974.
Veronica Porché Ali (far right) and models, 1974.
Photo: Moneta Sleet Jr, 1973
Photo: Moneta Sleet Jr, 1973
Eartha Kitt, 1959 Photo: Moneta Sleet, Jr
Eartha Kitt, 1959 Photo: Moneta Sleet, Jr

Dimona Stöckle ist kuratorische Assistenz am Haus der Kunst, unter anderem für die Ausstellung "Theaster Gates. Black Chapel".