DIGITALER AUDIORUNDGANG
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ZUM AUDIORUNDGANG
Die weitreichenden Auswirkungen globaler Vernetzung – historisch, ökonomisch, politisch wie kulturell - dringen heute bis in die Alltags- und Intimsphäre jedes Einzelnen vor. Gleichzeitig gewinnen Positionen an Zulauf, die auf Konzepten einer homogenen nationalen, kulturellen Identität basieren. Die Ausstellung „Innenleben“ stellt sich dieser Entwicklung und begibt sich auf die Suche nach Gegenentwürfen. Sie erkundet die Textur transnationaler und fluider Identität und formuliert ästhetisch neue und komplexe Bilder eines fragmentierten Selbst.
Ausgehend vom kunsthistorischen Sujet der Interieurmalerei versammelt „Innenleben“ mit Njideka Akunyili Crosby, Leonor Antunes, Henrike Naumann, Adriana Varejão vier Künstlerinnen, die in ihrem Werk dem Verhältnis von Innen und Außen nachspüren. Ob als imaginäres oder reales Setting, als Metapher oder konkreter Schauplatz intimer sozialer Handlungen – der Innenraum tritt dabei in seinem Potential zu Tage, den gesellschaftlichen und politischen Zeitgeist zu reflektieren und zu verändern.
Die Künstlerinnen sind international etabliert und ihre Werke hochaktuell. Gerade in diesem Jahr, zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls, hat Henrike Naumann eine Vielzahl an Präsentationen und erhält große mediale Aufmerksamkeit. Njideka Akunyili Crosby und Leonor Antunes werden auf internationalen Biennalen gezeigt und von namhaften Institutionen in Einzelausstellungen gewürdigt. Adriana Varejão wird bereits als eine der wichtigsten Positionen brasilianischer Gegenwartskunst angesehen. Umso erstaunlicher ist es, dass die Arbeiten von Njideka Akunyili Crosby und Adriana Varejão erstmals in musealem Rahmen in Deutschland präsentiert werden.
Trotz der formal divergierenden Arbeitsweise der Künstlerinnen und ihrer völlig unterschiedlichen kulturellen wie sozialen Herkunft, verbindet sie ein zentrales Anliegen: die Frage nach der Bedeutung von Kosmopolitismus in der heutigen Gesellschaft, dessen Vertreter sich mit allen Teilen der Welt in Beziehung und damit auch in der Verantwortung sehen. Mit ausgeprägtem historischen Bewusstsein zeigen die Künstlerinnen ihr Verwobensein mit der Welt auf und arbeiten die Auseinandersetzung mit globaler Geschichte als eine der zentralen Herausforderungen des Jetzt heraus. Den inhaltlichen Bezugspunkt und die gemeinsame visuelle Referenz bilden dabei die konkreten Elemente des Innenraums - als räumlich manifestierte Erweiterung des Einzelnen. Im Innenraum als Keimzelle treffen Zugehörigkeit und Abgrenzung, nach innen gerichteter Nationalismus und kulturell offenes Weltbürgertum, Verstrickung in Geschichte und gesellschaftliche Zukunftsvision aufeinander.
Inspiriert von der klassischen malerischen Darstellung von Innenräumen, (Wohn-)Zimmern, häuslichen oder repräsentativen Räumlichkeiten, dient der Innenraum allen vier Künstlerinnen als Ausgangspunkt, um wie ein Seismograf Nuancen der äußeren Welt aufzunehmen und das Innen in Relation zu einem komplexen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Außen zu setzen.
Kuratiert von Anna Schneider, Kuratorische Assistenz: Dimona Stöckle
Anlässlich der Ausstellung gibt das Haus der Kunst einen Ausstellungskatalog heraus.
Mit Dank an Victoria Miro für die großzügige Förderung des Projekts. Darüber hinaus danken wir der Gesellschaft der Freunde Haus der Kunst e. V. für ihre Unterstützung.