"Sound enthält ungeheure Datenmengen, und die Überblendung verschiedener Frequenzen und Wellen schafft das Netz von energetischen Feldern, das uns alle verbindet; lebende und leblose Wesen. Wenn wir alle Musik sind, welche Musik projizieren wir? Welche Musik projizieren wir kollektiv?“ Nkisi

Nkisi ist der Künstlername von Melika Ngombe Kolongo, die als Musikerin im Bereich der elektronischen Musik, als Produzentin und bildende Künstlerin arbeitet und derzeit in Berlin und London lebt. Ihr aufregender Sound ist bei vielen Einzel- und Gruppenausstellungen überall auf der Welt präsentiert worden. Für Nkisi ist Sound ein Portal zu verschiedenen Formen des Erlebens und Begreifens und hat eine große verbindende Kraft. Ihre Performances bestehen aus Überlagerungen von afrikanischen Rhythmen, harten europäischen Dance-Tropen und Synthesizer-Melodien. Sie sind von elektrisierender Energie.  

Für „Tune“ produziert Nkisi eine AV-Installation mit dem Titel „|Ngo|“, die sie mit zwei Live-Performances aktiviert. „|Ngo|“ entsteht in Zusammenhang mit einem neuen Gemeinschaftsprojekt, das Nkisi unter dem Namen „The Secret Institute“ in diesem Jahr ins Leben gerufen hat. Die Beteiligten betrachten Klang und Musik aus einer anderen Perspektive: nicht als bloße Unterhaltung, sondern als Reservoirs, in denen die Geheimnisse kosmischen Wissens alter Traditionen und Mythologien gespeichert sind. 

In den alten Traditionen des Kongo sind die unsichtbaren Welten die echten Welten; die materiellen Welten sind nur holografische Wirklichkeiten der ausgesandten Schwingungen. Für Nkisi bilden Recherchen und persönliche Beziehungen zur Kosmologie des Kongo ihre Antriebskraft. Ihre AV-Installation „|Ngo|“ ist eine Vibrationskammer, in der wir Schwingungsenergie erfahren und uns mit den subtilen Dimensionen verbinden können. Sie fungiert als akustische Visualisierung des Kongolo, des mehrdimensionalen kosmischen Kreises und des Kosmogramms des Kongo.

Nkisi © Filip Kustka
Nkisi © Filip Kustka
Nkisi, © Clara Janisch
Nkisi, © Clara Janisch
Nkisi, The Spiral AV show with Charlie Hope at Muziekgebouw Amsterdam © Pieter Kers
Nkisi, The Spiral AV show with Charlie Hope at Muziekgebouw Amsterdam © Pieter Kers

Nkisi setzt schwingende Metallobjekte bzw. Becken als Verstärker von Energie sowie als unsichtbares Orchester ein. Die Becken senden ihre Vibrationen in viele Richtungen aus und ermöglichen Erfahrungen zur Erweiterung des Bewusstseins, klangliche Formen der Heilung und Quantenkommunikation. Nkisi zielt darauf, die Hierarchie der Sinne neu zu ordnen, um herauszufinden, wie Körper und Gedächtnis von Klängen und Rhythmen beeinflusst werden und was sich an den Grenzen unserer Wahrnehmung befindet.  

Diese zentralen Interessen tauchen auch in ihren interdisziplinären Gemeinschaftsprojekten auf, die an verschiedenen Stellen in Europa und den USA aufgeführt wurden, etwa Sènsa, das als Auftragswerk für die Performa19 im Abrons Art Centre NYC gemeinsam mit den Künstlern Paul Maheke und Ariel Efraim Ashbel entstanden ist und sowohl bei der Biennale von Venedig 2019 als auch im Grünen Salon der Berliner Volksbühne aufgeführt wurde. In ihrer jüngsten Arbeit „Orb“, die sie 2021 für den Light Art Space produzierte, lud Nkisi die Betrachter ein, einem Soundtrack des Kosmos zu lauschen. 2019 produzierte sie in Zusammenarbeit mit Charlie Hope „The Spiral“ für die Tate Modern, ein Environment, in der man sich auf die Verbindung von Klang, Bild, Raum und Zeit zu kosmischen Energien einstimmen kann.     

Neben ihrer umfangreichen Arbeit als Künstlerin und Produzentin schafft Nkisi mit großer Leidenschaft Gemeinschaften, etabliert Strukturen gegenseitiger Unterstützung und will Wissen teilen und austauschen. Gemeinsam mit ANGEL-HO und Chino Amobi rief sie z.B. das unabhängige Label und Kollektiv NON Records für Künstler*innen aus Afrika oder der afrikanischen Diaspora ins Leben. NON wurde 2015 gegründet, in einer Zeit, als in der elektronischen Musik Tendenzen dominierten, Passivität und Distanz zu idealisieren: Das 032c Magazin sprach von „the big flat now“. NON, und besonders Nkisi, betrachten Sound dagegen als eine Art Outsourcing von Erinnerung, mit sensorischer Tiefe und Intelligenz.  

Kulturpartner: M94.5