Der amerikanische Künstler Mel Bochner (geb. 1940) gehört zu den Begründern der Konzeptkunst und somit zu einer Künstlergeneration, die Anfang der 1960er-Jahre die Vorrangstellung der Malerei in der Kunst radikal aufbrach. Mel Bochner vollzog diesen Bruch insbesondere durch die Einführung von Sprache in seine Arbeiten.
Die jüngere Werkentwicklung Bochners hingegen zeugt von einer Überprüfung des einst verschmähten Mediums, wobei ihm die eigene, konzeptuelle Bildsprache zu Erkenntnissen über die neuen Möglichkeiten der Malerei verhilft. In der Ausstellung werden Werke aus allen Schaffensphasen Bochners gezeigt. Sie präsentiert die frühen kleinen Skulpturen und Zeichnungen ebenso wie Installationen, Wandmalerei, Fotografien und Gemälde.
Den Auftakt bildet die Arbeit "Working Drawings and Other Visible Things on Paper Not Necessarily Meant to Be Viewed as Art", die Bochner 1966 in der School of Visual Arts Gallery in New York zeigte. Die Präsentation gilt als die erste Ausstellung der Konzeptkunst und wurde wegweisend für deren spätere Entwicklung. In der Folge beschäftigt sich Bochner mit unterschiedlichen Themen wie der Reproduktion und Transformation, die er in fotografischen Werkkomplexen ausführlich untersucht, der Mathematik oder der Theorie der Malerei. Obwohl Konzeptkünstler, verwendet Bochner in seinem Werk konsequent Farbe. So tritt in den Arbeiten der vergangenen 15 bis 20 Jahre die Farbe geradezu in Konkurrenz zu den Elementen Sprache und Text.
Die Serie der "Thesaurus Paintings" zeigt etwa Aneinanderreihungen von Wörtern auf großformatigen Leinwänden. Die in knalligen Farben gemalten Buchstaben wetteifern mit ebenso farbigen Hintergründen und fordern vom Betrachter gleichzeitiges Lesen und Betrachten. In der titelgebenden Serie "If the Color Changes" (1997-2000) zitiert Bochner aus einer Abhandlung Wittgensteins zum Thema Farbe. Die deutsche und die englische Version des Textes überlappen sich im Bild, so dass der Betrachter zu einer aktiven Beobachtung des komplexen Text-Bildes aufgefordert ist.
Auch die gelb-schwarze Installation "The Joys of Yiddish", die Bochner an der Fassade des Haus der Kunst anbringen ließ, spielt mit dem Spannungsverhältnis, das aus dem Inhalt des Textes und der verwendeten Farbe entsteht: In diesem Fall wird die Sprache der Opfer in den jüdischen Ghettos des Dritten Reiches mit den Farben der Täter, die auf den gelb-schwarzen Armbinden prangte, verknüpft.
Die Ausstellung wurde organisiert von Whitechapel Gallery, London, in Zusammenarbeit mit dem Haus der Kunst und dem Museu de Serralves, Porto.