Mit „Popil“ (2018) präsentiert das Haus der Kunst ein eigens für diesen Zweck in Auftrag gegebenes Werk des in Phnom Penh lebenden Künstlers Khvay Samnang (*1982, Svay Rieng). Khvays Arbeit fragt kritisch nach dem multidimensionalen Charakter von Ritualen und Politik. Sie stellt die humanitären und ökologischen Auswirkungen der Globalisierung, ihre Verbindungen zum Kolonialismus und zur Migration dar, welche bis heute Geografie und Zeitlichkeit in Süd-Ost-Asien definieren. Basierend auf intensiven Recherchen untersucht jede der mehrkanaligen filmischen Arbeiten und Installationen das Thema „Austausch“ in mehreren Facetten, sowohl im materiellen als auch im kulturellen Sinn. „Popil“ spielt in einer Tanzchoreografie mit der Symbolik des Drachens, der für Europäer und Amerikaner pauschal für einen Großteil Ost-/Südostasiens steht, und gleichzeitig auf eine spezifisch chinesische oder kambodschanische Form der Identitätsbildung weist.
„Popil“ zeigt zwei Tänzerinnen, die eine moderne Version des klassischen Khmer-Tanzes „Robam kbach boran“ vorführen, ein Gebet in Bewegung, das um Regen und Fruchtbarkeit fleht und sich durch runde und sich windende Gesten auszeichnet, die Bewegungen einer Schlange in fließendem Wasser nachahmend. Die Tänzerinnen, die von den zwei bekanntesten Choreografen des Landes angeleitet wurden, stellen eine zeitgenössische Liebesgeschichte zwischen zwei Drachen dar, von denen der eine für Kambodscha und der andere für China steht. Ihre kreiselnden Bewegungen von Nordostkambodscha über Phnom Penh bis nach Südostkambodscha repräsentieren sowohl die Läufe der beiden größten Flüsse des Landes als auch die Zirkulation von Kapital innerhalb von Kambodscha; dabei tragen die Tänzerinnen Masken, die der Künstler aus verwebten Angelschnüren hergestellt hat. „Popil“ ist eine kritische Neukartierung der komplexen Geografie und der kulturellen Riten, die in die größeren sich rotierenden Bewegungen kambodschanischer und chinesischer Interessen und Beziehungen eingeschlossen sind.
Kuratiert von Damian Lentini