2017 widmet das Haus der Kunst eine Ausstellungs- und Konzertreihe dem Berliner Avantgarde-Plattenlabel Free Music Production (FMP). Fast fünfzig Jahre nach seiner Gründung lohnt es sich, die Werke dieses innovativen und experimentierfreudigen Musikerkollektivs sowie ihre bahnbrechenden Leistungen auf dem Gebiet der zeitgenössischen Musik erneut einer kritischen Analyse zu unterziehen. Ausstellung, Begleitprogramm und Katalog folgen dabei den kuratorischen Grundsätzen, die 2012 mit der richtungsweisenden Ausstellungs- und Konzertreihe "ECM: Eine kulturelle Archäologie" über die herausragende Arbeit von ECM und Manfred Eicher eingeführt wurden.
Free Music Production (FMP) wurde 1968 in Westberlin als Plattenlabel und Produktionsplattform für improvisatorische Musik gegründet. Von Beginn an als globales Projekt konzipiert, konzentrierte sich das Label auf zeitgenössische improvisatorische Musik und Avantgarde-Jazz und verfolgte dabei einen radikal expansiven Ansatz. Musiker und Komponisten wurden eingeladen, über musikalische und kulturelle Gattungsgrenzen hinweg neue performative Möglichkeiten zu erkunden. Dabei reichte die Bandbreite von den gefeierten Aufnahmen des Labels über Konzerte und Festivals (Total Music Meeting) bis hin zu interdisziplinären Workshops (Workshop Freie Musik) und Ausstellungen. Hunderte von Musikern, Komponisten und Künstlern aus aller Welt fanden sich im geteilten Berlin ein, das sich damals als Fanal westlicher künstlerischer Freiheit positionierte.
Oszillierend zwischen radikal experimentellen Klangstrukturen und virtuoser Spielfreude, hat FMP einige der bedeutendsten kulturellen Leistungen Westberlins in der Nachkriegszeit hervorgebracht. Doch die kulturellen und musikalischen Errungenschaften des im Kollektiv betriebenen Labels hatten auch politische Relevanz, zumal FMP eine der ersten Plattformen war, die durch ihre Kooperation mit ostdeutschen Musikern das ideologische System des Kalten Krieges infrage stellten. Mit über 500 veröffentlichten Aufnahmen, zahllosen Konzerten, über 100 Festivals und einem umfangreichen Archiv aus Filmen, Fotos, Plakaten sowie anderen grafischen Arbeiten steht FMP in einzigartiger Weise für stetige künstlerische Radikalität, die überkommene Normen kollektiver Praxis infrage stellt.
Kuratiert von Markus Müller.