Von Oktober 2018 bis Juni 2019 ist das Archiv Künstlerpublikationen „Archive in Residence“ in der Archiv Galerie des Haus der Kunst. Die Ausstellung bildet den Auftakt einer Reihe von Präsentationen, die autonome Archive vorstellt und Fragen über das Verhältnis von Archiv, Geschichte und ihrer Repräsentation diskutiert.
Seit 1980 sammelt und archiviert der Verleger, Künstler und Kunstpädagoge Hubert Kretschmer Künstlerpublikationen. In seinem Archiv in der Münchner Türkenstraße befinden sich inzwischen über 50.000 Stücke unterschiedlichster Medien von Künstlern aus 86 Ländern. Hubert Kretschmers Sammelleidenschaft fokussiert sich dabei nicht auf die wertvolle, bibliophile Ausgabe, sondern vielmehr auf in kleinen Auflagen, teils mit einfachsten Mitteln hergestellten Publikationen und Editionen, die häufig nur einem kleinem Kreis zugänglich sind und von öffentlichen Institutionen kaum wahrgenommen werden. Damit leistet das Archiv einen entscheidenden Beitrag, den kulturhistorischen Wert dieser Produktionen, auch als wissenschaftliches Quellenmaterial, bewusst zu machen.
Künstlerpublikationen umfassen sämtliche Formen künstlerischer Produktion, die vervielfältigt oder publiziert werden. Die Künstlerinnen und Künstler handeln damit auch in emanzipatorischer Absicht, das traditionelle Kunstproduktionssystem aufzubrechen und neue, internationale Kommunikations- und Distributionsnetzte aufzubauen. Vor allem seit Ende der 1950er Jahren erweitern sie mit Multiples und Künstlerbüchern die Definition des Kunstwerks und stellen die Vorstellung von Kunst als Einzelstück in Frage.
Die Sammlung von Hubert Kretschmer umfasst u.a. Bücher, Multiples, Zeitschriften, Plakate, Einladungen, diverse Tonträger und Alltagspublikationen, die die Kunstströmungen der letzten sechzig Jahre widerspiegeln. Um diesen archivarischen Mikrokosmos auch in der Archiv Galerie des Haus der Kunst zu entfalten, wird ein Teil der Exponate in regelmäßigen Abständen ausgetauscht.
Anlässlich dieser Präsentation wurde auch eine neue Chronik zur Geschichte des Haus der Kunst installiert.
Kuratiert von Sabine Brantl.